Einen Punkt konnten die Pullacher Handballer am vergangenen Samstag beim TV Waltenhofen nach einer langen und kräftezehrenden Auswärtsfahrt entführen.
Ob es ein gewonnener oder ein verlorener Punkt ist, liegt wie so oft im Auge des Betrachters.
Hygienekonzept funktioniert zeitverzögert
Das Wichtigste zuerst in dieser besonderen Saison, trotz der Corona-Pandemie ist es den Gastgebern gelungen, ein funktionierendes Hygienekonzept auf die Beine zu stellen.
Zu keinem Zeitpunkt bestand auch nur die geringste Ansteckungsgefahr für Spieler und Betreuer, Zuschauer waren nicht erlaubt.
Leider hatten sich wohl bereits die vorangegangenen Spiele zeitlich verzögert – und so konnte auch das Herrenspiel erst mit 20-minütiger Verspätung angepfiffen werden. Das an sich war kein Problem, lediglich die lange Wartezeit in der Kälte war für das frühzeitig angereiste Raben-Team eine Herausforderung. Hier müssen bessere Lösungen gefunden werden, auch weil sich das, gerade im Zusammenhang mit der verkürzten Aufwärmzeit, mit Sicherheit erheblich auf die Verletzungsanfälligkeit der Spieler auswirkt.
Ein Spiel wie eine Achterbahnfahrt endet mit einer wohl gerechten Punkteteilung
Die Wiesn kann dieses Jahr aufgrund der zu hohen Ansteckungsgefahr nicht stattfinden, auf die obligatorische Achterbahnfahrt mussten beide Mannschaften jedoch trotzdem nicht verzichten.
Bereits im Vorfeld war es den Trainern Kolb (TVW) und Harzheim (SVP) klar, dass es eine äußerst ausgeglichene Partie werden würde. Nichts anderes hatten sich die Schützlinge der beiden Trainer in den letzten Jahren geliefert.
Pullach startete besser in die Partie, auch weil die Abwehr gut stand und Torwart Sebastian Isemann, unterstützt von seiner Defensivabteilung, bester Pullacher war.
Durch zwei Tore vom ebenfalls starken Kai Baunacher, konnte man sich eine erste kleine Führung herausspielen.
Es gelang Waltenhofen in der Folge diese Führung wieder auszugleichen, jedoch nicht weil deren Angriffsmaschinerie jetzt besser ins Spiel kam, sondern weil Pullach das Torewerfen beinahe gänzlich einstellte.
Dafür verantwortlich war mit Sicherheit eine solide Deckungsarbeit der Gastgeber und ein ebenfalls herausragender Torhüter, aber auch eine erschreckend schwache Chancenauswertung der Gäste. Faste jeder Leistungsträger in der Offensive ließ den nötigen Biss und die Coolness beim Torabschluss vermissen.
Nach 26 nervösen Anfangsminuten, stand es so 9:9 unentschieden – ein Torfestival sieht anders aus.
Dezimiert durch eine Zeitstrafe der Raben konnte sich jetzt Waltenhofen absetzen und weil der letzte Pullacher Angriff vor der Halbzeitpause erneut ins Leere lief, gingen die Gastgeber mit einem Zwei-Tore-Vorsprung in die Kabine.
Zweite Halbzeit ist eine Halbzeit der vergebenen Chancen
Beide Mannschaften hatten die Möglichkeit im zweiten Abschnitt nach dem Sieg zu greifen, Waltenhofen schwächelt aber in Führung liegend und Pullach kann in der Schlussphase den Sack nicht zumachen.
Auch diesmal erwischen die Gäste den besseren Start und können nach nicht einmal zwei Minuten ausgleichen, eine offensivere Ausrichtung der Abwehr brachte dafür den nötigen Schwung.
Größtes Manko war aber weiterhin die Chancenauswertung und auch das Tempospiel der Raben fand quasi nicht statt. Die sonst so gefährlichen Gegenstöße fehlten, Grund dafür die mangelnde Laufbereitschaft und wenig präzise Pässe.
Waltenhofen machte jetzt Vieles besser und konnte sich damit auf drei Tore absetzen, bei einem so torarmen Spiel hätte das in der 47 Minute durchaus eine Vorentscheidung sein können.
„Nur weil wir uns in dieser Phase nicht aufgegeben haben und endlich auch die Außenspieler Ihren Job gemacht haben, konnten wir eine Niederlage in dieser Situation abwenden“ so Coach Harzheim nach dem Spiel.
Mit Einsatz, Kampfgeist und endlich mehr Biss im Torabschluss, erarbeiteten sich die Gäste das nötige Glück und spielten mit einem Fünf-Tore-Lauf schließlich sogar eine Führung heraus.
Etwas mehr als zwei Minuten galt es diese Führung noch zu verteidigen und Pullach hatte die Möglichkeiten zur Entscheidung.
Dass all diese Möglichkeiten am Ende nicht genutzt wurden und Waltenhofen vom 7-Meter-Punkt keine Nerven zeigte, passt dann in das Gesamtbild dieses Spiels.
Verletzungspech in denkbar ungünstiger Situation
„In der Schlussphase war ich mit der ein oder anderen Entscheidung der Unparteiischen nicht einverstanden, aber über die gesamte Spielzeit hat es sich sicherlich ausgeglichen.“ so Harzheim auf die Frage nach der Leistung der Unparteiischen.
Bitter dabei ist, das sich bei einer seiner zahlreichen 1:1-Situationen Spielmacher Daniel Grieve schwerer an der Schulter verletzte und die kommenden Spiele dadurch für ihn gelaufen sind.
Strafwurf oder zumindest ein klares Foul und eine Hinausstellung muss hier die einzig richtige Entscheidung sein. Der Pfiff blieb jedoch aus und man fing sich direkt ein Gegentor. Schwerer lastet neben der falschen Entscheidung in dieser Situation aber die Verletzung des Spielers.
Am Ende ist das Ergebnis fair, betrachtet man den Kampfgeist und den Fünf-Tore-Lauf kurz vor Schluss, ist es ein gewonnener Punkt, stellt man die drei vergebenen Möglichkeiten zum erlösenden Tor und die beinahe konstant schlechte Chancenauswertung in den Mittelpunkt, ist es ein verlorener Punkt.
Nach einigen Tagen des Ärgerns überwiegt hoffentlich der positive Blickwinkel auf einen Auswärtspunkt im Allgäu.
Prost und gute Nacht
Ein kleiner Nebenaspekt sei noch erwähnt, Geburtstagsfeiern sind schön und Ouzo schmeckt gut, aber man muss danach auch in der Lage sein seine Leistung auf dem Platz zu bringen.
Das ist mit Sicherheit eine Lehre für Spieler UND Trainer, denn niemand anderes als der Coach selbst hatte am Vorabend zu seinem 35. Geburtstag geladen. Trefferquoten einzelner wichtiger Spieler von wenigen Prozent, stehen mit Sicherheit in Verbindung mit einigen Promille.
