Pullachs Herren starten am Wochenende in eine ungewisse Saison

1. Oktober 2020

Für die Herrenmannschaften der Pullacher Handballer endet eine ungewöhnliche Vorbereitungsphase und die Saison 2020/21 beginnt am Samstagabend in Waltenhofen mit einem Geisterspiel.
Vieles ist weiter unklar, auch wenn es jetzt am ersten Oktoberwochenende wieder los geht.
Nach einer Woche mit steigenden Infektionsraten und wieder verstärkten Einschränkungen im öffentlichen Leben -vor allem im Raum München- ist es ein eigenartiges Gefühl jetzt in einen Handball-Ligabetrieb zu starten. Alle Verantwortlichen haben versucht in der Kürze der Zeit ihr Bestes zu geben, jetzt liegt es an den Mannschaften alle Auflagen zu erfüllen, damit sich der Spielbetrieb im Nachhinein nicht als großer Fehler herausstellt. Gerade auf die Vereinsverantwortlichen und die ehrenamtlichen Helfer kommt damit in den kommenden Wochen und Monaten aber eine Mammutaufgabe zu.

Ruhe in Frieden Felix

Einiges gibt es zu berichten, seit die Corona-Pandemie die vergangene Saison so abrupt beendet hat.
Neben vielen positiven Ereignissen erschütterte aber eine Nachricht am 10. September die Pullacher Handballwelt.

„Unser Felix hatte heute Nacht einen schweren Verkehrsunfall, er ist an seinen Verletzungen gestorben“ diese unfassbare Nachricht musste der Trainer an diesem schwarzen Donnerstag seiner Mannschaft mitteilen. Nur kurze Zeit vorher hatte Harzheim selbst von dem Unglück erfahren.

„Allem voran verlieren wir mit Felix einen Teamkameraden, einen Freund und ein Mitglied unserer Handballfamilie“ so Harzheim. Seinen Eltern und seiner Freundin möchten wir an dieser Stelle unser tief empfundenes Beileid ausdrücken.
Mit seiner Handballfamilie war Felix in der vorletzten Saison wieder in die Bezirksoberliga aufgestiegen – ein lang erhoffter Aufstieg, der ganz eng mit seinen Fähigkeiten als Torwart und mit seiner Motivation auf dem Platz verknüpft war.
Genau so wird Felix der Mannschaft auch immer in Erinnerung bleiben. Felix war phasenweise sicherlich kein Trainingsweltmeister und manchmal waren Ihm seine Zigaretten wichtiger als die Verbesserung seiner Kondition, wenn Felix aber bei einem Ligaspiel auf dem Platz stand, sah man dort einen ganz anderen Spieler.
Hier zeichnete Ihn eine riesige Motivation und ein enormer Ehrgeiz aus, ein Ehrgeiz der Felix für die Mannschaft so wichtig machte und unter dem die Abwehrreihe bei Gegentoren stets zu leiden hatte.
Nachdem die Abwehr auch in der Aufstiegssaison nicht unbedingt das Prunkstück der Raben war, konnten Fans und Mitspieler gerade verbal sehr viel von Felix Ehrgeiz mitbekommen.
Gerade das werden wir in den kommenden Jahren aber sehr vermissen.
Die Mannschaft wird diese Saison mit Trauerflor auflaufen, um ihren verstorbenen Torwart gebührend zu ehren.  

Felix, hier mit der Nr. 16, feiernd mit einem verdienten Sieges-Bier in der Aufstiegssaison umrahmt von seinen Teamkollegen und Freunden, so behalten wir Ihn in Erinnerung!

Eine Legende wird 88

Pullach ist eine Handballfamilie, ohne Ihn hätte es diese Familie nie gegeben – Xaver Gmeinwieser.
Geboren wurde er 1932, er ist Gründungsmitglied und DIE Lichtgestalt der Pullacher Handballer (die 70-Jahre-Edition berichtete).
Gründer, Spieler, Torschützenkönig, Erfolgstrainer, fast 20 Jahre Vorstand und Edelfan sind ein Versuch Xavers unglaubliches Engagement für seinen SVP in wenigen Worten zusammenzufassen.

links: Spielerpass um ca. 1957, rechts: Übergabe des Trikots mit der Nr. 32 „Danke Xaver“ unterschrieben und überreicht von der Pullacher Herrenmannschaft.

Corona als doppelter Spielverderber

Aber auch bei einer Legende macht Corona keine Ausnahme und so musste die große Geburtstagsfeier leider dem Lockdown zum Opfer fallen.
Ein kleiner Trost für Xaver war aber mit Sicherheit die Tatsache, dass sein Enkelsohn, in der vergangenen Saison, über siebzig Jahre nach der Gründung seines SVP, die Torjägerkanone in der Bezirksoberliga gewonnen hat.
Mit unglaublichen 167 Toren in 18 Spielen, war auch hier Corona der Schuldige und verhinderte ein noch besseres Ergebnis und das Knacken der magischen 200er-Marke in den vier noch verbleibenden Spielen.
Gründen war für seinen Enkel Moritz nicht mehr nötig, Spieler und Torschützenkönig hat er geschafft, Trainer war nur ein kurzer Versuch. (manche Kinder weinen jetzt noch) Lieber Moritz, der SVP freut sich auf deine Zeit als Vorstand und als Edelfan können wir uns dich sowieso am besten vorstellen.

Neue Wege gehen – digitales Corona-Training für Pullacher Handballer

Als klar wurde, dass es mit einer frühzeitigen Vorbereitung nichts werden würde, galt es für die Trainer neue Möglichkeiten zu suchen, die Mannschaft wieder langsam in Form zu bringen und vor allem den Zusammenhalt in Zeiten der Isolation aufrecht zu erhalten.
Als eine der ersten Mannschaften begannen die Pullacher Herren mit einer durchgeplanten Online-Trainingsphase. Unterstützt von FRAME Athletics und anderen externen Trainingspartnern wurde hier besonderen Wert auf Mobilität und Prävention gelegt. Das obligatorische Bier nach dem Training artete aufgrund des fehlenden Heimweges auch gelegentlich in das ein oder andere Gelage aus.
Sehr schön war, dass viele alte Bekannte auch aus großer Entfernung die Chance nutzten, um daran teilzunehmen.
Abgerundet wurde das Programm durch diverse Challenges, vom Etappen-Marathonlauf über den Handstand-Shirt-Anzieher, den Klopapier-Contest bis zur Prämierung des besten Outfis, war für Spannung und Abwechslung gesorgt.
Dass die treue Online-Community bei einer Abstimmung eigentlich Hund Lucy Esterl-Gross zum Gewinner der Klopapier-Challenge gekürt hat, der bei der Preisverleihung aber wegen „Nichtmenschlichkeit“ übergangen wurde, hinterließ bei den Betroffenen aber einen bitteren Nachgeschmack.

links: Der große SVP beim Online-Training mit FRAME-Athletics, rechts: Hund Lucy Esterl-Gross, Ringträger, Instagram-Star und eigentlicher Gewinner der Corona-Klopapier-Challenge

Erfolgreiche Testspiele trotz widriger Bedingungen

Pullachs Corona-Beauftragter und Vorstandsmitglied Benedikt Thelen tat zusammen mit seinen Vorstandskollegen und den Verantwortlichen der Tagesheimschulen sein Bestes, aber an einen geregelten Trainingsbetrieb war lange Zeit nicht zu denken.
Durch wetterabhängige Trainingseinheiten auf dem Tartanplatz versuchte man zumindest langsam wieder in Richtung Normalität zu starten, jedenfalls so lange bis einem hier die Dunkelheit einen Strich durch die Rechnung machte.
Auch jetzt ist durch die weiter sehr angespannte Hallensituation noch nicht an die gewohnten 240 Minuten Training pro Woche zu denken.
Im letzten Monat konnten dann zumindest die Wochenenden für Trainingstage und Trainingsspiele unter strengen Corona-Auflagen genutzt werden, an dieser Stelle noch einmal vielen Dank an alle Verantwortlichen, die das möglich gemacht haben.

Sowohl das Testspiel in Königsbrunn als auch die Testspiele mit Trainingscharakter gegen die Reserve von Laim als auch das Spiel gegen den großen BOL Brudi aus Laim konnten gewonnen werden.
Klar ist, dass die Mannschaft noch viel Luft nach oben hat, eine Einschätzung wo man steht ist aber schwerer denn je zu treffen.

Ziel muss es sein, weiter Freude am Handball zu haben und diese Freude in positive Energie im Training und auf dem Platz umzuwandeln. Wenn mit dieser positiven Energie auch der ein oder andere Sieg herausspringt, werden wir uns nicht beschweren so Coach Harzheim auf die Frage nach seinen Saisonzielen.

„Alles muss man selber machen“ Coach Harzheim bei seiner Würstchenparty

Letzte Woche beendete man so eine unter diesen Umständen einigermaßen befriedigende Vorbereitung mit einer gemeinsamen Grillveranstaltung, um dem Teamgeist noch einmal den letzten Feinschliff zu verpassen.

Kader verzeichnet Abgänge und bietet Perspektiven

Zum kommenden Saison stehen Harzheim, der nach dem Rückzug von Co-Trainer Manuel Hattenberger die Geschicke der Mannschaft wieder alleine lenkt, nicht mehr alle Spieler der Vorsaison zur Verfügung.
Die Tatsache, dass einige Leistungsträger aus familiären und privaten Gründen deutlich kürzer treten werden, stellt ein Problem da.
Dieses Problem muss die junge Garde lösen, die mehr Geschwindigkeit und auch eine gesunde Portion Selbstbewusstsein in das Spiel bringen will.
Ob es Ihnen gelingt den Worten auch Taten folgen zu lassen ist eine der spannenden Fragen der kommenden Ausnahmesaison.

Verbal schon ein ganz Großer! Kassierssohn und Jungspund Leopold Höltkemeyer als Kommentator bei der Videoanalyse

Leider ist es noch nicht gelungen Pullachs ehemaligen Spielmacher Johann Thierer zurück ins Isartal zu lotsen, wie man den Trainer kennt wird er aber nicht aufgeben, um vielleicht an einem Comeback des Pullacher Eigengewächses in der Rückrunde zu arbeiten.
Auch Hattenberger ist nicht aus der Welt und wird für die ein oder andere gezielte Trainingseinheit noch weiter die Traininerschuhe schnüren.

Waltenhofen als erster Gratmesser

Am Samstag geht es nun los zur langen Auswärtsfahrt nach Waltenhofen, eigentlich hätten die Pullacher Heimrecht gehabt aber das wurde „versehentlich“ abgegeben, auch damit sich die Damen- und Herrenmannschaft gegenseitig unterstützen kann. Nachdem bei den Gastgebern jetzt aber keine Zuschauer zugelassen sind, ist dieser Heimrechtwechsel noch ärgerlicher.
Waltenhofen ist ein alter Bekannter und Ihre Stärke ist der Saisonstart. Lange stand die Mannschaft aus Waltenhofen letzte Saison an der Tabellenspitze, weil sie mit 8:0 Punkten vier der ersten vier Spiele gewinnen konnten.
Trotz der Erfolge er Raben in den letzten Jahren, ist diese Mannschaft also auf keinen Fall zu unterschätzen. Im Pokalspiel der Vorsaison trennten die beiden Kontrahenten nur ein einziges Tor und das Saisonspiel in Waltenhofen r eigentlich schon verloren und endete nur mit mehr Glück als Verstand unentschieden. Rechnet man zu dieser Gleichung noch die Heimstärke der Gastgeber hinzu, ist es klar, dass am Samstag zur spätest möglichen Anpfiffzeit um 20.00 den Pullachern ein harter Kampf um die ersten beiden Punkte bevorsteht.

Oberste Prämisse für alle Spieler, Trainer, Helfer und Fans ist jetzt vernünftig, verantwortungsvoll und damit gesund zu bleiben, damit wir irgendwann wieder zu einem gewissen Grad an Normalität zurückkehren können.

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